"In seinem Referat "Gruppencharisma und Gruppenschande" vertrat Elias die These einer polaren Zuordnung der "charismatischen Ansprüche einer überlegenen Gruppe" zu der Verachtung, die eine unterprivilegierte Gruppe erleidet. Exemplifiziert wurde an dem von Max Weber beigebrachten indischen Material und einer Untersuchung, die Elias und ein Mitarbeiter in einer englischen Arbeitersiedlung durchgeführt haben. Das Spannungsverhältnis ergab sich hier zwischen einer länger ansässigen Bevölkerung und einer Gruppe von Zuwanderern, deren ökonomischer Status dem der Alteingesessenen gleich war. Die Differenzierung zeigte sich in endogamem Verhalten, im Klatsch, in Intergruppenkontakten und deren Bewertung. 

 

In der anschließenden Diskussion wurde die Frage gestellt, ob die These, daß die Aufwertung der einen Gruppe und die Abwertung einer anderen Gruppe sich gegenseitig bedingen, verifiziert werden könne, Es wurde eingewandt, daß der Bezugspunkt fehle, an dem Auf- und Abwertung zu messen seien, Außerdem wurde darauf hingewiesen, daß in einigen Bevölkerungen dem Gros der Hauptschicht entweder nur Bevorrechtigte (etwa Adel) oder nur Minderberechtigte (Paria, z, B, afrikanische Pygmäen) gegenüberstünden. 

 

Nach dem von Elias vorgelegten Material kann man mit Spannung die ausführliche Veröffentlichung erwarten."

 

Quelle: 

Ernst W. Müller: Fachausschuss für Ethnosoziologie. Bericht über die Verhandlungen zum Rahmenthema Paria und externes Proletariat, in: Verhandlungen des 15. Deutschen Soziologentages. Max Weber und die Soziologie heute, Tübingen 1965: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), S. 321-322