Zeitgenossen: Norbert Elias

 

Unterschiedliche Verhaltensweisen bei Menschen verschiedener Nationalität/ Über seine Ausbildung und Promotion/ Sein Zentralthema: Abhängigkeit der Menschen voneinander/ Über seine Studienzeit in Heidelberg/ Anschließend in Frankfurt mehr der Soziologie zugewandt/ Emigration nach London, schafft dort die Grundlage zu seinem Buch "Über den Prozeß der Zivilisation"/ Darstellung der Thematim des Buches/ Verhaltensformen vor allem in Deutschland als gegeben betrachtet/ Widerspruch "isolierter Mensch" und die Abhängigkeit der Menschen untereinander/ Unruhige Geschichte Deutschlands hatte Einfluß auf Persönlichkeitsstrukturen der einzelnen Menschen/ Nationale politische und wirtschaftliche Strukturen prägen Persönlichkeit/ Über angstfreie Erziehung/ Mißverstehen seines Werkes beruht auf unterschiedlicher Definition von Begriffen/ "Was Kindern heute geschieht ist unsere Zukunft"/ Versteht sein Werk als Orientierungshilfe für soziale Prozesse/ "Der Prozeß der Zivilisation hat kein Ziel".

Norbert ELIAS

G: Eckart Frahm

 

source:

Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt

 


Im Frankreich des "verhoften" Absolutismus hatte also eine adlige gesellschaftliche Oberschicht aufgehört, sich ständig zu bekriegen, und mühsam einigermaßen friedliche Umgangsformen gefunden. Und es ist durchaus erhellend zu wissen, dass Elias weite Teile dieses Buchs über den französischen Hof, ursprünglich einmal seine Habilitationsschrift, am Vorabend jener Machtübernahme von 1933 schrieb, mit der dann zivilisierte Verhaltensstandards zu einem großen Teil zusammenbrachen. In dieser Situation stellte sich für Elias erneut die Frage, wie sich Gesellschaften denn zivilisieren - das sagte er 1979 im Interview mit Eckart Frahm:

Das ist also ein Problem der Balanceverhältnisse. Wenn man die Affekte zu viel zügelt, wird man unglücklich, wenn man sie zu wenig zügelt, kann man mit anderen Menschen nicht zusammenleben. (...) Diese Gleichgewichte des Verhältnisses von einem Menschen und vom anderen, das ist noch heute ein Zentralproblem. Und die Entwicklung im Sinne eines Zivilisationsprozesses zeigt, dass dazu der Einbau von Selbstkontrollen, nicht zu viel und nicht zu wenig, eine der zentralen Fragen bildet.

source: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165728/