"In der Sitzung vom 16. Dezember 1929 hatte Goldenberg über Thomas Münzer referiert ... War Münzer also ein Vorläufer des Marxismus, wie Goldenberg vermutet? ... Weber fragt, wie der historische Materialismus die religiöse Sphäre einordne .. an dieser Stelle griff Elias in die Diskussion ein, der "die Möglichkeit bestreitet, vom Bewußtsein aus zu fragen: Das Religiöse, so meint er, "muß eher als konstitutiv betrachtet werden". Religion ist, so könnte man interpretieren, beim jungen Elias eine Sphäre, innerhalb derer sich Bewußtsein erst formiert ... Löwenthal scheint dies bestätigen zu wollen: "Bei dem religiösen Problem handelt es sich um Zeitprinzipien, die nicht vom Bewußtsein aus zu erledigen sind." Elias zieht nun den Schluß daraus: "Wenn Sie das zugeben, erscheint die Trennung von Sein und Bewußtsein als erledigt." Elias pocht darauf, daß Denken und Sein integrativ begriffen werden müssen ... Weber stellt ... die Frage, ob Kunst und Religion ... überhaupt "in den Gegensatz von Sein und Bewußtsein hereingestellt werden" müßten ... Daraus ensteht eine Diskussion zwischen Weber und Elias über die adäquate Terminologie ..., Elias befürchtet, "daß das marxistische Schema nur durch ein anderes Schema ersetzt würde" ... Nach Gollubs Frage über das Zustandekommen des gesellschaftlichen Denkens überhaupt und Goldenbergs Überlegung, ob vielleicht die "Produktion nicht schon ihrerseits bewußtseinsvoll" sei, gab Elias zu bedenken, daß er es "für untunlich" halte, "die Menschen in einzelne Sphären zu zertrennen" ... Als Elias auf seine persönliche Erfahrung mit der Unzulänglichkeit bisheriger Kategorien hinwies, antwortete Weber, er lehne den Begriff der Substanz ab, da dies ein philosophischer Begriff sei ... Elias fragt, ob man denn nicht gerade dabei sei, über Geschichtsphilosophie zu reden - also doch über Philosophie. Weber stimmte zu, und die Debattanten Weber, Goldenberg und Elias einigten sich darauf, daß es um geschichtsphilosophische Fragen gehe."

Quelle: Reinhard Blomert: Intellektuelle im Aufbruch, München 1999: Hanser, S. 246-248