"Aus der Berichterstattung der "Jüdischen Rundschau" geht lediglich hervor, daß Kaufmann dem Blau-Weiß "Volks- und Arbeiterfremdheit" vorwarf. Aufschlußreicher sind die privaten Aufzeichnungen von Martin Bandmann über den Streit mit Kaufmann auf der Nachmittagssitzung der Vorkonferenz zur zionistischen Jugendbewegung ... Regelrecht erbost waren die Blau-Weißen über Kaufmanns Schachzug, von der Aufbauarbeit in Palästina in rosaroten Farben zu schwärmen und gleichzeitig den Balu-Weiß zu beschuldigen, das Aufbauwerk sabotieren zu wollen.

"Ich hielt ihn [Leo Kaufmann] für einen harmlosen Hysteriker und Jesuslatscher, er ist ein Schuft und heimtückischer Mensch. Was auf dem Bundestag nicht herauskam, wird jetzt entladen; er klagt an: J'accuse. Der rechte Bauernfänger. Und alles fällt auf ihn herein. Er ist der typische unwahre Moralist; er fließt über von Reinheit, Lauterkeit und Seelenschmach.

 

Norbert [Elias] will ihn persönlich erledigen, hält aber eine Rede von unerhörtem Déplacement, läßt sich hinreißen, verliert die Beherrschung und Freiheit ..."

Quelle: Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias. Die Erfindung einer jüdischen Nation, Hamburg 1997: EVA, S. 229.