Ausgangspunkt der Überlegungen ist der beobachtende Rückzug der Soziologen auf die Gegenwart in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Für die im Zuge dieser Entwicklung entstandenen qualitativen Untersuchungen wird die Bezeichnung figurations- und prozeßsoziologische Untersuchungen vorgeschlagen. Im dritten Abschnitt wird erörtert, daß die Gegenwart, auf die sich die Soziologen zurückziehen, lediglich ein Moment im Strome einer Gesellschaftsentwicklung ist, die aus der Vergangenheit kommend, durch diese Gegenwart hin auf mögliche Zukünfte hindrängt. Gesetzesartigen Theorien (z.B. Popper, Parson) können zur Erschließung menschlicher Gesellschaft nicht fruchtbar sein. Dagegengestellt wird die Forderung nach Theorien, die den diachronischen Charakter, den Wandel der Gesellschaften in die theoretische Synthese einbeziehen. In den beiden letzen Abschnitten wird die Ausarbeitung eines solchen Prozeßmodells beispielhaft entwickelt. Dies geschieht an der von Marx vernachlässigten Frage, warum zum einen ein Kriegeradel, die Feudalherren, und zum anderen relativ pazifizierte kaufmännische Unternehmer, die bürgerliche Oberschicht, die Monopolherren ökomonischer Machtmittel waren. Die Ausführungen kommen zu dem Ergebnis, daß Langfristsynthesen durchaus nicht nur Probleme vergangener Gesellschaften schärfer umrissen ins Licht rücken. Auch Gegenwartsprobleme treten mit ihrer Hilfe deutlicher ins Bewußtsein als zuvor und vor allem auch mögliche Zukünfte. (RW)
Quelle: SOLIS (c) IZ Sozialwissenschaften, Bonn