Vor 100 Jahren war der Begriff "Sport" in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Dennoch ist das Vorverständnis heute gängig, daß es Sport "immer schon" gegeben hätte. In den sportsoziologischen Studien dieses Bandes erläutern die Autoren - eingebunden in den Theorierahmen des Prozesses der Zivilisation - die Formunterschiede zwischen antiken bzw. mittelalterlichen Wettkämpfen und dem zuerst in England entstehenden Sport. Aufsätze zur Zivilisierung des Fußballs und zum Verhältnis von Sport und Freizeit ergänzen das Bild der Entwicklung des Wettkampfes im Prozeß der Zivilisation. Eine zentrale Themenstellung kommt hierbei der Rolle der Gewalt im Sport und im Zivilisationsprozeß zu. Gezeigt wird, wie der Sport durch eine weitgehende Kontrolle der Gewalt gekennzeichnet ist, was für frühere Wettkampfformen nicht der Fall war. Moderner Wettkampf setzt dabei nicht nur weitgehende Gewaltkontrolle voraus, sondern ebenso Gleichheit, d.h. die Unabhängigkeit von sozialer Standes- und Statushierarchie wie sie für die Industriegesellschaften kennzeichnend ist. Darüberhinaus erfordert der Zusammenhang des Sports mit dem Wetten, daß durch ein eindeutiges Regelwerk der Sieger festgestellt werden kann, da sonst der Wettgewinner leer ausgeht. (UH)
Quelle: SOLIS (c) IZ Sozialwissenschaften, Bonn