Es wird kritisiert, dass Popper sich in seiner Wissenschaftstheorie nicht mit den Wissenschaften als tatsaechlichen Gegebenheiten beschaeftige, sondern ein unueberpruefbares Idealbild "der" Wissenschaft konstruiere. Dabei vernachlaessige er den Unterschied zwischen eingleisigen, naemlich reinen Beziehungswissenschaften wie formaler Logik und zweigleisigen, naemlich empirisch-theoretischen Wissenschaften wie der Soziologie. Sein deduktionistisches Modell beruhe auf der Annahme, dass die "empirische Basis" der Wissenschaften strukturlos und Ordnung im Grunde nur in der "Logik", also vermutlich im Denken zu finden sei. Wie andere Vertreter eines solchen nominalistischen Credos in der Tradition der klassischen europaeischen Philosophie verkenne er, dass der menschliche Wissenserwerb sich in einem generationenuebergreifenden Prozess der Erweiterung und zum Teil der besseren Anpassung eines gesellschaftlichen Wissensfundus an die vorhandenen Strukturen des Universums vollzieht. Hinweise wie der auf die Notwendigkeit "intersubjektiver Nachpruefung", die eine Einsicht in die Gesellschaftlichkeit des menschlichen Wissens vortaeuschen, stehen nach Ansicht des Autors fast zusammenhanglos im Gesamtrahmen der wesentlich auf das einzelne Individuum abgestellten Popperschen Gedankengebilde. (Zeitschrift - ZPID)
Quelle: PsychIndex Inc.